Raphael Ineichen 07.03.2022
Aus HR Today Nr. 3/2022: Recruiting & Employer Branding
Natürlich braucht es im Recruiting Ressourcen: ohne diese wird es schwierig, Rekrutierungs-Wunder zu vollbringen. Unabhängig der Ressourcenfrage sollten sich Firmen aber auf Themen konzentrieren, die ihrem Einflussbereich unterliegen. Etwa ihr Mindset und die Kommunikation mit Bewerbenden.
Der Begriff Mindset hat viele Synonyme: Haltung, Mentalität, Einstellung, Denkweise oder Weltanschauung. Die Art wie wir fühlen und handeln, wird durch unsere positiven und negativen Erfahrungen geprägt. Motivationspsychologin Carol Dweck unterscheidet zwischen einem Fixed Mindset (statisches Selbstbild) und einem Growth Mindset (dynamisches Selbstbild). Menschen mit einem statischen Selbstbild meiden Herausforderungen, wenn sie Niederlagen befürchten und davon überzeugt sind, nicht das nötige Talent für eine Aufgabe mitzubringen. Auf der anderen Seite sind Menschen mit Growth Mindset anpassungsfähiger und davon überzeugt, alles zu schaffen. Dass eine solche Einstellung im zunehmend kompetitiven Talentmarkt hilfreicher ist, versteht sich von selbst.
Da sich der Mindset der Situation anpassen soll, muss diese zunächst bekannt sein (es herrscht ein Fachkräftemangel. oder vielleicht doch nicht?). Ist die Situation bekannt, muss diese Realität anerkannt werden: Ja, es ist tatsächlich so und wir tun nicht so, als wäre es anders. Oft scheitert es bereits in dieser Rekrutierungsphase. Zu viele Unternehmen agieren als gäbe es Mitarbeitende im Überfluss, die nur darauf warten, in ihrem Betrieb arbeiten zu dürfen. Ein paar Beispiele? Wenn Firmen der Talent-Gewinnung eine Top-Priorität einräumen, gleichzeitig aber bei der Rekrutierung sparen. Sie sich als attraktive Arbeitgebende halten und mit vier Wochen Urlaub prahlen und denken, Talente hätten nur auf sie gewartet. Sie durch Talente durch komplizierte Blackbox-Bewerbungsprozesse jagen und danach nie mehr etwas von sich hören lassen. Leider sind das keine Extrembeispiele.
Die Kommunikation entlang der Candidate-Journey beschreibt, wie eine typische Reise vom Talent bis zum Mitarbeitenden vonstatten geht und welche Schritte ein potenzieller Bewerbender dabei durchläuft. Ob ein Unternehmen will oder nicht: Es kommuniziert an jedem Kontaktpunkt mit dem Kandidaten. Wird das Active Sourcing aussen vorgelassen, unterteilt sich die Candidate-Journey in sechs Phasen:
Kann man mit einem Schraubenzieher und einem Hammer ein Auto bauen? Natürlich nicht. Dazu braucht es mehr, sonst reicht es nur für eine Seifenkiste. Hat die Gewinnung von qualifizierten Mitarbeitenden auch für Ihre Unternehmensleitung eine hohe Priorität? Dann müssen angemessene Mittel dafür bereitgestellt werden. Die Kosten pro Einstellung, egal ob hoch oder niedrig, stellen im Gesamtkontext eines Unternehmens fast immer einen winzigen Betrag dar. Die Kosten für falsch oder unbesetzte Stellen sind jedoch richtig teuer. Das Management sollte wissen, dass die «Kosten pro Einstellung» weniger wichtig sind, als jede offene Stelle mit qualifizierten und leistungsfähigen Mitarbeitenden zu besetzen.
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